Zehn Monate nach dem Gasunfall in der Firma AustroCel in Hallein (Tennengau), bei dem ein Arbeiter ums Leben gekommen war, hat das Unternehmen am Freitag den regulären Betrieb wieder aufgenommen.

Die Bezirkshauptmannschaft hat gestern die vom Unternehmen nach dem Unfall gesetzten Maßnahmen gutgeheißen und grünes Licht gegeben. Das Werk sei seit Februar bereits im Probebetrieb gelaufen, sagte Unternehmenssprecher Andreas Windischbauer zur APA.

Nach dem Unfall am 2. Juni 2021 ist der Betrieb in Hallein über Monate hinweg stillgestanden. Damals war in der Zellstoffkocherei eine Gasdruckleitung gerissen. Ein Arbeiter wurde vom knapp 170 Grad heißen Schwefeldioxid getroffen und tödlich verletzt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zur Ursache des tragischen Unfalls sind noch nicht abgeschlossen.

Unter Einbeziehung des TÜV Österreich und des Technischen Beratungsbüros TeLo hatte AustroCel in der Folge eine umfassende Sicherheitsanalyse des gesamten Werks durchführen lassen. Zusätzlich zur Überprüfung und Wartung der Rohrleitungen mit einer Gesamtlänge von drei Kilometern hat sich AustroCel dazu entschieden, über die notwendigen Arbeiten hinaus die gesamte Zellstoffkocherei mit Ausnahme der Druckbehälter zu erneuern. Das heißt, das Werk wurde inklusive einer elektronischen Sicherheitssteuerung umfassend modernisiert.

Eigentlich hätten die Maschinen nach der behördlichen Bewilligung des Probebetriebs schon mit Jahresbeginn wieder hochgefahren werden sollen. Eine Mixtur aus Rohstoffknappheit, Lieferschwierigkeiten und coronabedingten Ausfällen von Mitarbeitern verzögerte aber den Start bis in den Februar. Seither wurde das Werk Schritt für Schritt wieder Richtung Normalbetrieb gebracht und hat laut Windischbauer zuletzt auch schon ganz normal produziert. Am Donnerstag erteilte die BH die definitive Bewilligung, sodass die Produktion seit heute wieder im Regelbetrieb erfolgt. Die vorrangig asiatischen Kunden für Textilzellstoff aus Hallein haben schon wieder Aufträge erteilt. Auch die Produktion von Bio-Ethanol für die OMV ist wieder angelaufen.

AustroCel Hallein GmbH erzeugt Textilzellstoff aus Nadelholz und beschäftigt derzeit 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Umsatz lag im letzten Jahr vor Corona (2019) bei 124 Millionen Euro, 2020 waren es noch 102 Millionen Euro. In der Bio-Raffinerie in Hallein werden bis zu 160.000 Tonnen Viskosezellstoff und 100 GWh Fernwärme sowie 100 GWh Grünstrom produziert. Damit versorgt das Unternehmen nicht nur die eigene Produktion mit Energie, sondern auch 28.000 Haushalte mit Grünstrom und 13.000 Haushalte mit Fernwärme. Mit der nach eigenen Angaben weltweit größten Bio-Ethanol-Anlage auf Holzbasis produziert AustroCel jährlich bis zu 30 Millionen Liter Bio-Ethanol der zweiten Generation.

AustroCel Hallein
Quelle: 
Salzburger Nachrichten
02.04.2022